Das Klassik- und Motorfestival, dessen Erlöse der Stiftung Schloss Dyck zugutekommen, präsentiert vom 4. bis 7. August verschiedene Themenwelten, Prominente und Motorsportlegenden. 2016 waren rund 40.000 Besucher bei der automobilen Gartenparty zu Gast.
www.schloss-dyck-classic-days.de
Rückblick 2015
Vom Mille-Miglia-inspirierten Fiat 1100S über Juan Manuel Fangios Lancia D25, den legendären Tourenwagen Alfa Romeo Giulia GTA und den von Carlo Abarth konstruierten Monoposto aus der Formula Italia bis zum Jeep Urahn Willys MB - die Marken der Fiat Chrysler Automobiles zeigen einen Querschnitt durch ihre große Historie bei den Schloss Dyck Classic Days vom 31. Juli bis 2. August 2015.
Das Kreischen eines Achtzylinders im Alfa Romeo 8C oder das sonore Brüllen eines V6-Zylinders im Rücken eines Lancia Stratos ist Musik in den Ohren jedes Motorsportfans. Die Classic Days verwandeln das für den Rest des Jahres eher beschauliche Wasserschloss in der Nähe von Neuss erneut in eine der größten Oldtimerveranstaltungen Deutschlands mit knapp 40.000 Besucher.
Abarth geht mit zwei Rennwagen aus der historischen Formula Abarth und der aktuellen ADAC Formel 4 powered by Abarth auf den knapp drei Kilometer langen Dreieckskurs rund um Schloss Dyck. Die Farben von Alfa Romeo vertreten die Vorkriegslegenden Tipo 6C 1750 und Tipo 8C 2300, eine Giulia TZ1 mit Gitterrohrrahmen unter der Aluminiumkarosserie und eine Giulia Coupé GTA, einer der erfolgreichsten Tourenwagen der 1960er Jahre.
Eine Hommage an das Langstreckenrennen Mille Miglia ist der Beitrag von Fiat - zwei bei Privatfahrern beliebte Versionen des Fiat 1100 werden begleitet von einem Servicefahrzeug des damaligen Werksteam Fiat Corse.
Jeep bringt den Urvater aller modernen Geländewagen mit an den Niederrhein, einen Willys MB von 1945.
Ein Kontrastprogramm kommt von Lancia. Aus der werksinternen Sammlung stammen der Lancia D25, mit dem der fünfmalige Formel-1-Weltmeister Juan Manuel Fangio bei der Tourist Trophy 1954 an den Start ging. Der gezeigte Lancia Stratos ist das allererste 1974 für den Einsatz in der Rallye-Weltmeisterschaft gebaute Werksauto. Und der Lancia Flaminia Loraymo ist ein 1960 nach Entwürfen von Stardesigner Raymond Loewy gefertigtes Einzelstück.
Den Bogen in die Gegenwart schlägt Fiat Chrysler Automobiles bei den Schloss Dyck Classic Days mit einer Ausstellung aktueller Modelle wie dem Kohlefaser-Coupé Alfa Romeo 4C, dem vielseitigen Crossover Fiat 500X und dem neuen Jeep Renegade. Außerdem sind die Marken Abarth, Alfa Romeo, Fiat, Jeep und Lancia mit einem offiziellen Fanshop vertreten.
Abarth: Zeitreise im Formel-Rennwagen
Tuning-Legende Carlo Abarth konstruierte Anfang der 1970er Jahre den Rennwagen für die damals neu geschaffene Nachwuchsrennserie Formula Italia. Für Entwicklungsauftrag SE025 verwendete er den 110 PS starken Saugmotor aus dem Fiat 124S, das Getriebe aus der Lancia Fulvia, Fahrwerksteile aus dem Autobianchi A111, die Lenkung des Fiat 128 und die Scheibenbremsen des Fiat 125. Mit einem Gitterrohrrahmen als tragende Struktur und einer Kunststoffkarosserie wog der Renner 450 Kilogramm und war 200 km/h schnell. Das bei den Schloss Dyck Classic Days an den Start gehende Exemplar aus der Sammlung von Abarth-Spezialist Leo Aumüller trägt die Fahrgestellnummer 1
Wie rasant in den letzten fünf Jahrzehnten auch in Nachwuchsrennserien die Entwicklung voranschritt, zeigt das Fahrzeug aus der aktuellen ADAC Formel 4 powered by Abarth. Kohlefaser-Chassis, Schaltwippen am Lenkrad und 1,4-Liter-Turbomotor - per Reglement auf 160 PS Leistung begrenzt - sind heute Stand der Technik. In der ADAC Formel 4 powered by Abarth ist auch Mick Schumacher am Start, der 16 Jahre alte Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher. Die Sonderläufe unter dem Motto „Racing Legends" rund um Schloss Dyck bestreitet der gleichaltrige Niederländer Job van Uitert mit dem Formel-4-Fahrzeug von Provily Racing.
Alfa Romeo: Meisterwerke von Zagato, Autodelta und Vittorio Jano
Aus einer privaten Sammlung speziell für Zagato-Enthusiasten kommt einer der faszinierendsten Alfa Romeo der 1960er Jahre ins Schloss Dyck - eine Giulia TZ1. Chefdesigner Giuseppe Busso griff bei der Konstruktion weitgehend auf die Technik des gerade in Entwicklung befindlichen Serienmodells Giulia zurück. Aber statt einer selbsttragenden Karosserie sah er einen Gitterrohrrahmen (italienisch: tubolare) als Gerüst vor, über den eine Aluminiumhaut der Carrozzeria Zagato gezogen wurde. Aus dieser Kombination ergab sich der Projektname: Giulia Tubolare Zagato, abgekürzt TZ und als Unterscheidung zum Nachfolgemodell später mit der Ziffer 1 ergänzt.
Zagato entwarf eine flache Coupé-Form mit einem gerade abgeschnittenen sogenannten Kamm-Heck, benannt nach Aerodynamik-Pionier Wunibald Kamm. Rahmen und Karosserie wiegen zusammen weniger als 100 Kilogramm. Insgesamt wurden nach Unterlagen von Zagato 109 Giulia TZ gebaut, für Kunden bestückt mit dem 112 PS starken Serienmotor.
Das Triebwerk der Rennautos entwickelte Ex-Ferrari-Ingenieur Carlo Chiti, der dazu eigens eine Firma gründete, aus der wenig später Autodelta wurde. Er kitzelte knapp 150 PS aus dem 1,6-Liter-Vierzylinder. 1964 und 1965 gewann die Giulia TZ1 regelmäßig ihre Hubraumklasse bei den Rennen zur Langstrecken-Weltmeisterschaft.
Richtig groß wurde Autodelta mit dem Alfa Romeo Giulia Sprint GTA. Hinter dem Zusatz „A" in der Typenbezeichnung verbirgt sich der italienische Begriff „alleggerita", zu Deutsch „erleichtert". Das um rund 200 Kilogramm reduzierte Leergewicht wurde erreicht durch nur 1,2 Millimeter dünne Karosserieteile aus Peraluman, einer sehr leichten Aluminium-Zink-Mangan-Legierung. Türen, Motorhaube und alle nicht tragenden Teile der Karosserie wurden aus Aluminium gefertigt.
Der 1,6-Liter-Motor verfügt über Doppelzündung und zwei 45er Weber-Doppelvergaser. Knapp 170 PS standen in der werksseitig getunten Variante „Corsa" zur Verfügung. Die bei den Schloss Dyck Classic Days antretende Alfa Romeo Giulia Sprint GTA gehörte einst Werksfahrer Ignazio Giunti.
Darüber hinaus sind zwei legendäre Alfa Romeo aus der Vorkriegsära auf Schloss Dyck zu Gast. Der Tipo 6C 1750 war in den frühen 1930er Jahren das Maß der Dinge. Der Reihensechszylinder ist ein Meisterwerk von Vittorio Jano. Zwei obenliegende Nockenwellen waren zu der Zeit eine technische Sensation. Bestückt mit einem Doppelvergaser, leistet der Motor des 6C 1750 Super Sport lebhafte 85 PS. Mit Roots-Kompressor steigt die Leistung auf bis zu 102 PS. Die für Renneinsätze auf das Nötigste reduzierten Karosserien der Werksautos kamen von Zagato. Werksfahrer Tazio Nuvolari gewann mit dem Tipo 6C 17500 die Mille Miglia.
Jano entwickelte auf Basis dieses bahnbrechenden Motors auch einen Achtzylinder. Das auf zwei miteinander verbundenen Vierzylinderblöcken basierende Triebwerk erhielt gemäß dem Hubraum die Bezeichnung 8C 2300. Für optimale Füllung der Brennräume mit Kraftstoff-Luft-Gemisch sorgt ein Roots-Kompressor. Bis zu knapp 180 PS beträgt die Leistung.
Alfa Romeo baute zwei unterschiedliche Chassis. Bei Sportwagenrennen wie den 24 Stunden von Le Mans kam die viersitzige Variante zum Einsatz. Der Zweisitzer feierte Siege unter anderem beim Großen Preis von Italien 1931, beim Grand Prix von Monaco 1932 sowie bei den Eifelrennen 1932 - durch den Deutschen Rudolf Caracciola - und 1933. Der Tipo 8C 2300 gewann außerdem drei Mal die Targa Florio und 1934 die Mille Miglia.
Fiat: Im Zeichen der Mille Miglia
Das legendäre Straßenrennen Mille Miglia stand zwar stets im Zeichen der um den Sieg kämpfenden Werkssportwagen von Alfa Romeo, Ferrari, Maserati oder Mercedes. Doch für den überwiegenden Teil des Starterfeldes waren diese Fahrzeuge unerschwinglich. Hunderte von Privatfahrern traten häufig in nahezu serienmäßigen Familienlimousinen an.
Ein Beispiel dafür ist ein Fahrzeug, mit dem sich Fiat an den Schloss Dyck Classic Days beteiligt, ein viertüriger Fiat 1100 aus dem Baujahr 1955. Das für den Sporteinsatz präparierte Exemplar hat immerhin einen auf 70 PS gesteigerten Motor unter der Haube, die Bremstrommeln wurden aus Aluminium gedreht.
Wer es noch sportlicher haben wollte - und ein größeres Budget zur Verfügung hatte -, griff zum Fiat 1100S. Das nur etwa 400 Mal gebaute zweitürige Coupé war trotz der vergleichsweise bescheidenen Motorleistung in den Jahren 1947 bis 1949 sogar für Spitzenplätze gut. Fiat zeigt den Fans entlang der Strecke rund um Schloss Dyck ein besonderes Exemplar aus dem Jahr 1948 mit Aluminiumkarosserie.
Abgerundet wird das Thema Mille Miglia durch ein ebenfalls auf dem Fiat 1100 basierendes Servicefahrzeug, das beim Werksteam Fiat Corse im Einsatz war.
Jeep: Willys MB - der Urvater aller Geländewagen
Für den Ursprung des Namens Jeep gibt es mehrere Theorien. Eine sieht den Begriff „General Purpose", abgekürzt GP und umgangssprachlich zu Jeep gewandelt als Wurzel. Jedenfalls bezeichnet „vielseitige Verwendung" genau den Kern des Entwicklungsauftrags, den das US-amerikanische Militär zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erteilte. Die Firma Willys-Overland gewann den Auftrag, als Willys MB - formell Willys Jeep MB Truck, 1/4 Tonne, 4x4 - ging das erste in Großserie gefertigte Allradfahrzeug der Geschichte in Produktion. Rund 370.000 Stück stellte Willys-Overland bis Kriegsende ausschließlich für militärische Zwecke her.
Der unverwüstliche 2,2-Liter-Vierzylinder leistet 60 PS, das Getriebe hat drei Vorwärtsgänge. Bei Bedarf lässt sich Allradantrieb zuschalten. Damit war das ohne Dach gefertigte Fahrzeug auch in der Wüste oder im Dschungel kaum aufzuhalten. Auf der Straße war der erste Jeep bis zu 100 km/h schnell. Mit einem speziellen Aufsatz auf dem Luftfilter konnte er sogar durch hüfthohes Wasser fahren.
Nach Kriegsende entwickelte Willys-Overland aus dem Willys MB die zivile Variante CJ-2A. Der „Civilian Jeep" gilt heute als Urvater aller Straßenfahrzeuge mit Vierradantrieb.
Lancia: Von der Designstudie zum Rallye-Weltmeister
Zwei Extreme des Motorsports vertreten zwei Fahrzeuge, die aus der Collezione Storico von Lancia an den Niederrhein kommen. Für die Sportwagen-Weltmeisterschaft wurde der Lancia D25 konstruiert. Nur vier Stück des mit 3,8 Liter großen V6-Zylinder ausgestatteten Rennwagens wurden gebaut. Mit dem bei den Schloss Dyck Classic Days gezeigten Exemplar startete der Argentinier Juan-Manuel Fangio bei der Tourist Trophy 1954 in Irland.
Der Lancia Stratos dominierte Mitte bis Ende der 1970er Jahre weltweit den Rallyesport. Motorsportdirektor Cesare Fiorio schöpfte damals die Möglichkeiten des Reglements voll aus. Unter seiner Regie entstand das erste Auto, das nur zu einem einzigen Zweck konstruiert wurde - Rallyes zu gewinnen. Der keilförmige Zweisitzer hat eine Kunststoff-Karosserie, der ursprünglich von Ferrari stammende 2,4-Liter-Sechszylinder mit gegen Ende der Motorsportkarriere knapp 300 PS sitzt gewichtsoptimierend im Rücken von Fahrer und Beifahrer.
Die Regeln der sogenannten Gruppe 4 erforderten eine Mindestproduktion von 500 Serienfahrzeugen innerhalb von 24 Monaten, bevor das darauf basierende Rallyeauto für Wettbewerbe zugelassen wurde. Lancia überzeugte am 1. Oktober 1974 den Weltmotorsportverband FISA, diese Menge erreicht zu haben. Vier Tage später gewann der Lancia Stratos den ersten WM-Lauf, 1981 den letzten. Fiorios Plan ging auf. Wo der Lancia Stratos antrat, war er praktisch unschlagbar. Unter anderem siegte er drei Mal in Folge bei der Rallye Monte Carlo und gewann drei Titel in der Marken-WM (1974 bis 1976). Walter Röhrl gewann 1978 mit dem Lancia Stratos mehrere Läufe zur Deutschen Rallyemeisterschaft.
Eine weitere Besonderheit des Gruppe-4-Reglements war, dass für gewisse technische Änderungen nur 100 Serienfahrzeuge nachgewiesen werden mussten. Lancia nutzte diesen Passus, um den Stratos unter anderem mit einem einen Vierventil-Zylinderkopf, einem Dachspoiler und einer großen Spoilerlippe auf der Heckhaube zu verbessern. Eines dieser noch selteneren Evolutionsmodelle, lackiert in strahlendem Orange, wird den charakteristischen Sound des nahezu ungedämpften V6 auf dem Dreieckskurs um Schloss Dyck erklingen lassen.
Eine erstaunliche Parallele zum Rallye-Weltmeister Stratos hat das dritte Fahrzeug, das Lancia zu den Classic Days schickt - einen aufgesetzten Spoiler an der hinteren Dachkante. Er ist aber auch die einzige Ähnlichkeit zwischen dem Rallye-Weltmeister und der Loraymo getauften Studie aus dem Jahr 1960. Stardesigner Raymond Loewy, der unter anderem auch die zeitlose Form der Coca-Cola-Flasche entwarf, ließ das Fahrzeug für sich selbst bauen. Die Bezeichnung Loraymo ist von seinem Nach- und Vornamen abgeleitet. Heute steht das Einzelstück, unter dessen Aluminium-Karosserie die Technik der Lancia Flaminia steckt, in der Werkssammlung.
Die historischen Fahrzeuge der Fiat Group Automobilesbei den Schloss Dyck Classic Days 2015:
Abarth Formula Italia (Monoposto-Rennwagen für Nachwuchspiloten, 1972)
Alfa Romeo 8C 2300 (Rennwagen mit Achtzylindermotor)
Alfa Romeo 6C 1750 (Rennwagen mit Sechszylindermotor)
Alfa Romeo TZ1 (Sport- und Rennwagen mit Gitterrohrrahmen-Chassis)
Alfa Romeo Giulia Sprint GTA (Coupé mit Karosserie aus Peraluman, 1966)
Lancia D25 (Juan Manuel Fangios Rennwagen aus der Sportwagen-Weltmeisterschaft, 1954)
Lancia Stratos HF (zur Homologation dienende Gruppe-4-Werksrallyeauto, 1974)
Lancia Flaminia Loraymo (Designstudie von Raymond Loewy, 1960)
Fiat 1100S Mille Miglia (Privatfahrer-Rennwagen für das legendäre 1000-Meilen-Rennen, 1948)
Fiat 1100 (viertürige Limousine im zeitgenössischen Renntrimm, 1955)
Fiat 1100 Furgone (Servicefahrzeug des Werksteams Fiat Corse von der Mille Miglia, 1945)
Willys MB („Urvater" aller Jeep und aller Geländewagen, 1945)
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