Steuer-Paradies auf Malta: Classic Cars Museum




Malta darf sich 2018 mit dem Titel Kulturhauptstadt Europas schmücken. Die Mittelmeerinsel ist bekannt für ihre Tempelanlagen aus der Steinzeit, Katakomben und Wehranlagen des Malteserordens. Für Autoliebhaber wartet sie mit einem besonderen Kleinod auf: Im Classic Cars Museum können Old- und Youngtimer bestaunt werden.

Mitten im Mittelmeer liegt der Inselstaat mit seinen drei Hauptinseln Malta, Gozo und Comino - nur 90 Kilometer von Sizilien entfernt. Malta lohnt sich ganzjährig als Reiseziel, denn im Sommer kühlt oftmals ein kräftiger Mistral die Temperaturen bis 40 Grad.

Der Winterkälte kann man wunderbar entfliehen: Sogar nachts wird es kaum weniger als zehn Grad, und tagsüber kann man im Dezember und Januar schon mal bei zwanzig Grad seinen Kaffee draußen genießen oder alternativ ein Kinnie. Diese Limonade aus Bitterorangen und Kräutern ist das maltesische Nationalgetränk - herbsüß im Geschmack und passt gerade deswegen so gut zur Insel.

Blick auf den Hafen von Valetta

Freunde der Pyrotechnik kommen in Malta jedes Jahr ab Ende April auf ihre Kosten – dann startet das Malta International Fireworks Festival, wofür die besten Feuerwerker der Welt anreisen und ihre Künste zeigen. Höhepunkte der Veranstaltung sind 2018 in Marsaxlokk am 28. April, zwei Tage später ist die Hauptstadt Valetta mit dem Grand Harbour grandiose Kulisse für die spektakulären pyrotechnischen Shows. Traditionell starten mit dem Feuerwerkfestival auch die Dorffeste auf ganz Malta. Sie widmen ihrem jeweiligen Schutzheiligen eine ganze Woche, in der gefeiert wird, eine Prozession stattfindet und – selbstredend – ein Feuerwerk.


Eintauchen in die Geschichte

Dieses felsige Eiland mit seinen imposanten Klippen gibt sich mit Sandstränden deutlich geiziger als andere Inseln im Mittelmeer, doch gerade das verleiht ihm einen ganz eigenen Charme. Zur Kargheit der Landschafft passen die zahlreichen Zeugnisse der Geschichte in Gestalt kulturhistorisch bedeutender Baudenkmäler, die Besuchern hier allerorten begegnen und die bis 6.000 Jahre zurückreichen.

Malta raue Schönheit


So zeugen Sakralbauten aus gigantischen Steinblöcken von der vorgeschichtlichen Megalith-Kultur; so zählt die Tempelanlage von Tarxien vor den Toren Valettas zu den wichtigsten vorgeschichtlichen Denkmälern der Welt. Sie gehört zum UNESCO-Kulturerbe, ebenso wie die unterirdische Kultstätte und Totenstadt des Hypogäum von Hal Saflieni im nahen Paola – im weichen Kalkstein wurde hier auf drei Ebenen ein Höhlensystem mit Grab- und Schatzkammern 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung eingegraben. An UNESCO-Stätten Interessierte finden außerdem in den Steinzeittempeln von Hagar Qim und Mnajdra wahre architektonische Meisterwerke.

Wer noch weiter in die Vergangenheit Maltas eintauchen will, der kommt an Mdina mit ihrer Vorstadt Rabat nicht vorbei. Die beiden Städte erhielten ihre heutigen Namen von den arabischen Eroberern im 9. Jahrhundert, wurden jedoch bereits in der Bronzezeit gebaut. Zur Zeit der Ordensritter zogen sich Adelsfamilien hierher zurück, während fortschrittlich Gesinnte in den aufblühenden Ordenssitz Valetta zogen.

Mdina

Die frühere, immer wieder umkämpfte Hauptstadt Mdina ist nur durch ein Stadttor zugänglich und thront auf dem Dingli-Plateau, von wo aus man einen faszinierenden Weitblick über die Insel hat. Die von einer schützenden Festungsmauer umgebene Stadt wurde nach einem Erdbeben Ende des 17. Jahrhundert wieder aufgebaut und steht heute unter Denkmalschutz; in den mittelalterlichen Gassen mitsamt seinen Palästen und Kuppeln, und Kirchen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein – wären da nicht die Touristen, die sich immer wieder busweise über die Gassen ergießen. Mit schweren Holztüren und Fenstergittern aus Schmiedeeisen schützen die verbliebenen rund 500 Einwohner ihre Privatsphäre.

Gasse in Mdina



Abstecher in die Neuzeit: das Classic Car Museum

Eine belebende Abwechslung zwischendurch: jüngere Kunstwerke bewundern, in Form von Autodesign im Qawra im Norden der Insel. Auf insgesamt 3.000 Quadratmetern werden die auf Hochglanz polierten Schätze auf vier Rädern präsentiert. Die Schau komplettieren liebevoll arrangierte Motorräder, Jukeboxen und Tanksäulen aus den 50er und 60er Jahren. Autofreunde können hier auf mehreren Ebenen ihrer Leidenschaft nachspüren: „Car lover‘s paradise“ nennt Sammler und Inhaber Carol Galea sein Museum.



Fast 100 Autos aus der Zeit von 1930 bis in die 1980er Jahre, von Jaguars bis Minis, Austin Haleys bis Mustangs und Sunbeams, Fords, Fiats oder Triumphs umfasst seine Kollektion, an der man sich kaum stattsehen kann. Vorbei geht es an einem knallroten Alfa Romeo Spider Cabriolet, einem ebenso roten, höchst eleganten 1961er Triumph TR3 von 1961, einem Ford Thunderbird, der wie aus einem Roadmovie in Malta geparkt erscheint, ebenso wie der zweitürige 1968 Morris Minor oder der Mini-Pick-up von Austin von 1971.



Auch absolute Klassiker wie den Jaguar C-Type aus dem Jahr 1955, der auch Jaguar XK 120C genannt wurde, hat Carol Galea erstanden, der in einer Auflage von nur 54 zwischen 1951 und 1955 gebaut wurde. Atemberaubend auch eine Ikone des Automobildesigns wie der 1962er Mercedes 190SL. Einer der ältesten Wagen der Kollektion ist der 1945er Fying Standard Eight aus der Standard Motor Company mit einer für damalige Zeiten beeindruckende Höchstgeschwindigkeit von 65 Meilen. Eine BMW Isetta erscheint mit ihrem kugeligen Design auch noch heute ein wenig futuristisch und richtig cool.



Sammler und Besitzer Carol Galea, ein Immobilienentwickler, schaut oft vorbei in seiner Ausstellung, die er der Öffentlichkeit zugänglich macht und hängt an jedem einzelnen Exponat wie an einem eigenen Kind, wie er sagt. An eines, das babyblaue Cabriolet der Marke Austin Somerset hat er restlos sein Herz verloren, denn der Austin gehörte zwischendurch bereits seinem eigenen Vater.

Galea erinnert sich noch heute, wie er als Sechsjähriger mit seiner Schwester auf den Sitzen umherturnte. Es war schon etwas Besonderes, erinnert er sich, wenn die Familie sonntags mit dem Wagen ausfuhr – immerhin bestimmten früher meist dunkle, geschlossene Autos das Straßenbild der Insel. Von diesem Modell gab es auf Malta nur noch zwei andere – und das der Galeas war das einzige babyblaue.



Umgerechnet rund 1.630 Euro hatte den Vater das Cabriolet gekostet – ein damals exorbitanter Preis. Und während die Mutter am liebsten „geschlossen“ unterwegs gewesen wäre, liebte der Rest der Familie das Cruisen mit heruntergeklapptem Verdeck, speziell, wenn es zum wöchentlichen Ausflug nach Mellieha Bay ging. Dort durfte der Junge dann auf dem Fahrersitz stehend das Lenkrad halten – eine Liebe fürs Leben erwachte damals.

Mechaniker John van Dyck vor einem Thunderbird


Fast trauerte er um das Auto, als der Vater es schließlich verkaufte und fahndete später als Erwachsener jahrelang nach eben diesem Austin, kontaktierte Firmen und den Austin-Club in England, bis er eines Tages auf eine Anzeige aus Yorkshire stieß und den Himmelblauen endlich erstand, „zu 90 Prozent unser ehemaliger Wagen“.

Seine Sammlung wuchs zusehends und war lange in verschiedenen Garagen untergebracht. Galeas Wunsch wuchs, alle seine Autos unter einem Dach zu vereinen – da lag es nahe, sie auszustellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Heute ist das Museum mit dem unscheinbaren Eingang eine kleine Attraktion für die Insel.



Wie auch dem Besucher schlägt Carol Galeas Herz höher angesichts der perfekt designten Formen und der Handwerkskunst, die hinter jedem einzelnen Wagen steckt. Dieses besondere Augenmerk auf Design und auf Details betrachtet er als wahre Kunst – und als Geschäftsmann auch als Wertanlage. Eben diese Individualität sei es, die die Classic Cars so besonders macht, „sie sind wie Lebewesen, im Gegensatz zu den heutigen Autos – die sind Objekte“.



Wie kommt er an all seine Old- und Youngtimer? Seiner Leidenschaft geht Galea vorzugsweise auf speziellen Auktionen nach, fandet in Annoncen aus Übersee, eine Recherche dauert leicht einmal sechs Monate. Im Laufe der Zeit hat er sich von der Liebhaberei zu einem geschätzten Spezialisten entwickelt, dessen Urteil weithin gefragt ist. Doch nicht nur in der Theorie versteht er viel von seinen Schätzen – er legt auch selbst Hand an: Viele der ausgestellten Classic Cars hat der Sammler teilweise eigenhändig restauriert.



Ausschau hält Galea noch heute nach neuen Schätzen. Und so kann man in einer dem Museum angegliederten Werkstatt zusehen, wie sein Mitarbeiter John van Dyck Neuzugänge restauriert. Seit 14 Jahren arbeitet der für den Sammler und kann sich keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen.



Und weil Carol Galea seine Autos nicht nur ansehen will, sondern auch erleben, wählt er immer wieder mal einen der ausgestellten fahrbereiten Wagen aus, fädelt sich in den Linksverkehr ein und unternimmt mit ihm eine Spritztour – lohnende Ziele auf Malta gibt es ja genug, zum Beispiel Richtung Blaue Grotte auf der anderen Seite von Malta, vorbei an einigen der 400 Kirchen, die hier auf 400.000 Einwohner kommen, oder zum Fischerdorf Marsaxlokk, wo bunte Fischerboote pittoresk im Hafen schaukeln. Ein bisschen fühlt sich das dann jedes Mal so an, wie früher, als der Vater die Familie im himmelblauen Austin Haley über die Insel kutschierte, den Fahrtwind im Haar.




Ritterromantik und Moderne in Valetta

Die Hauptstadt Valetta atmet Geschichte, vor allem Rittergeschichte – nicht umsonst wurde die Stadt als Gesamtmonument in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die Festungs- und Residenzstadt zählt auf einer Fläche von 55 Hektar mehr als 300 historische Stätten aus der Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert, darunter städtebauliche Juwele wie den Großmeisterpalast oder die St.-John's-Co-Kathedrale. Um die von der Historie geprägte Stadt modernes Leben einzuhauchen, wurden in den vergangenen Jahren verschiedene zeitgenössische Kunstwerke auf Plätzen und in Gassen aufgestellt.

Blick auf Hafen von Valetta

Sogar Italiens Stararchitekt Renzo Piano engagierte man, um einen architektonischen Dreiklang zu schaffen: Ergänzend zu den umgebenden Renaissance- und Barockfassaden hat er ein Freilichttheater geschaffen, das die Ruinen der Königlichen Oper integriert sowie ein neues Stadttor. Ein weiterer Geniestreich ist ihm mit dem neuen Parlamentsgebäude mitsamt Museum über Maltas Geschichte gelungen; es fügt sich grandios ein mit seiner festungsartigen Fassade aus Kalkstein, der auf der Nachbarinsel Gozo geschnitten wurde.

Valetta Impression

Wer sich für Festungsanlagen interessiert, ist in der Hauptstadt Maltas gut aufgehoben; Valetta gilt als eine der bedeutendsten europäischen Festungsstädte. Weil Malta sowohl strategisch als auch handelspolitisch eine begehrte Position im Mittelmeer innehatte, lockte es im Laufe seiner Geschichte immer wieder Eroberer an, ob sie nun aus dem mediterranem, dem osmanischen oder dem angelsächsischen Raum kamen. Die gigantischen Verteidigungsanlagen wurden von den Kreuzrittern als Bollwerk des Christentums errichtet; in ihrem Schutz breitet sich das Häusermeer der Stadt aus maltesischem ockerfarbenen Kalkstein aus.

Gasse in Valetta


Diese Befestigung liegt am Grand Harbour, dank dessen Tiefe dort auch immer wieder Kreuzfahrtschiffe aus aller Welt anlegen. Erbauen ließ ihn der Großmeister des Johanniter-Ordens, Jean Parisot de La Valette 1565, um die Stadt gegen osmanische Eroberungsgelüste zu wappnen. Dieser militärisch als auch wohltätig aktive Orden wurde später in den Malteserorden umbenannt.

Francesco Laparelli da Cortona, ein Schüler Michelangelos entwarf die Pläne für Valetta, das die älteste, auf dem Reißbrett geplante Stadt Europas ist mit schachbrettartigen Straßenzügen samt Abwasserkanälen. Das sternenförmige Fort St. Elmo entstand vor 450 Jahren nach modernsten Erkenntnissen der damaligen Militärarchitektur. Als allerdings Napoleon 1798 auf Malta landete, streckten die Ordensritter die Waffen und flohen.

Bau Renzo Piano in Valetta


Ab 1814 gehörte Malta zur britischen Kronkolonie und wurde erst 1964 unabhängig; die Queen war Staatsoberhaupt Maltas, bis 1974 die Republik ausgerufen wurde. 2004 wurde Malta als kleinster Staat Mitglied der Europäischen Union; seit 2008 wird auch hier mit dem Euro bezahlt. Ihre wechselvolle Vergangenheit spiegelt sich noch heute im verbindlichen Wesen der Inselbewohner und der Sprache Malti, kuriose Klänge, die aus einem arabischen Dialekt entstanden ist, der Wortschatz wiederum speist sich vor allem aus dem Italienischen und dem Englischen.


Malta - Anreise und Unterkunft

Vier-Sterne-Resort Dolmen

Nur einen Steinwurf vom Oldtimermuseum entfernt liegt das Vier-Sterne-Resort Dolmen; von hier aus kann man bequem zum Museum laufen. Sieben Übernachtungen im Doppelzimmer mit Frühstück, inklusive Flug, Rail & Fly und Transfers sind bei Neckermann Reisen im Katalog „Südeuropa und Nordafrika“ ab 519 Euro pro Person buchbar; ebenso das etwas nördlicher gelegene db Seabank Resort & Spa (vier Sterne). Sieben Übernachtungen im Doppelzimmer mit All Inclusive, inklusive Flug, Rail & Fly und Transfers kosten im Sommerkatalog 2018 ab 709 Euro pro Person.

db Seabank Resort & Spa


Die Thomas Cook Signature Finest Selection „Europa, Nordafrika“ bietet Fünf-Sterne-Luxus im The Westin Dragonara Resort, das nur wenige Kilometer entfernt südöstlich am Meer gelegen ist. Mit dem Mietwagen, dem Taxi oder einem der Regionalbusse ist man schnell in St. Paul‘s Bay, wo das Museum liegt. Sieben Übernachtungen im Deluxe Zimmer mit Frühstück samt Flug, Rail & Fly (1. Klasse) und Privattransfers ab 1.172 Euro pro Person.

The Westin Dragonara Resort


Ausflüge nach Gozo

Wer nach Malta reist, sollte sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, auch die benachbarte kleinere Schwesterinsel Gozo zu besuchen. Bequem geht das, indem man ein Ausflugspaket bucht, etwa bei Thomas Cook. Hier sind deutschsprachige Rundreiseleitung, Eintrittsgelder sowie Mittagessen auf den Ganztagesausflügen inklusive.

Ein Zweitagesangebot bietet sich für Kurzaufenthalte an und umfasst eine ganztägige Tour nach Gozo sowie, ebenfalls ganztägig, „Maltas Highlights“ für 122 Euro pro Person. 196 Euro pro Person kostet das Vier-Tages-Angebot, das zusätzlich einen Halbtagesausflug nach Valletta und eine halbtägige Tour „Prähistorische Tempel“ bietet.


Informationen

www.classiccarsmalta.com
www.visitmalta.com
www.visitvalletta.de

Text; Marion Vorbeck



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