Unic
Dieser außergewöhnliche Fundort ist selbst für die meisten weitgereisten Oldtimer-Freunde eine neue Adresse: das Museo Automovilistico in Malaga. Egal, ob man in Picassos Geburtsstadt selbst absteigt oder weiter weg an der Costa del Sol wohnt - ein Ausflug hierher lohnt sich.
Denn das Automobilmuseum von Malaga verspricht Oldtimerfans ein Stück Glückseligkeit. Bereits das Museumsgebäude ist eine Augenweide - und atmet passenderweise ebenfalls Geschichte: Es wurde nämlich in den Hallen einer ehemaligen, heute renovierten Tabakfabrik untergebracht. Die großen Fenster des Industriegebäudes sorgen dafür, dass die Exponate in bestem Licht erscheinen, die Ausmaße der riesigen Halle, dass die Traumautos den angemessenen Rahmen erhalten.
Zu verdanken ist die außergewöhnliche Ausstellung dem portugiesischen Sammler Joao Magalhaes, der Besuchern hier seine Kollektion von rund 100 restaurierten Klassikern von Bugatti, Lancia Dilambda oder Alfa Romeo Berlinetta über Porsche und Mercedes bis hin zu Bentley, Aston Martin und Jaguar zugänglich macht. Und da dieser Autoverrückte einer Dynastie aus der Modebranche entstammt, verwundert es kaum, dass sich seine Sammelleidenschaft auch auf Vintage-Mode erstreckt, also die Mode vergangener Jahrzehnte.
Um seine beiden Vorlieben zusammenzubringen, hat sich Magalhaes ein ganz eigenes Ausstellungskonzept geschneidert: Er zieht die insgesamt 200 wertvollen Kleidungsstücke Schaufensterpuppen an und kombiniert diese passend zu den Autos, nach Zeit und Herkunftsland. Da mögen zwar Puristen die Nase rümpfen - die eigenwillige Kombination aus Auto- und Modedesign macht jedoch die einzelnen Epochen auf ganz besondere Weise lebendig. Und vermag insbesondere den Fashionistas unter den Museumsbesuchern ein zusätzliches Erlebnis zu verschaffen.
Porsche Speedster Bj 1955 |
Von den Anfängen des Automobil-Zeitalters bis hin zu „James-Bond“-Klassikern zeigt die Familie Magalhaes eine exquisite Auswahl von Wagen, die oftmals erst gründlich restauriert werden mussten, bevor sie heute in der Ausstellungshalle glänzen dürfen. Von der beginnenden Faszination des Automobils erzählt ein offener Richmond aus dem Jahr 1908, genannt „Picnic Car“. Eine echte Rarität: Laut Museumkatalog handelt es sich um eines der beiden weltweit noch existierenden Exemplare, in dem man sich einst trefflich die frische Luft beim Ausflug aufs Land um die Nase wehen lassen konnte.
Im Delage aus Frankreich macht es sich der Fahrer unter einem Verdeck bequem, während hinter ihm auf den rückwärtigen Achsen ein weiterer Sitz eingebaut ist. Der weit weniger komfortable Platz wurde landläufig „Schwiegermuttersitz“ genannt, auf dem es recht zugig für den Passagier geworden sein dürfte. Weit besser gegen die Elemente geschützt waren da sämtliche Insassen von Gefährten aus den 20er Jahren wie in einem schicken Ballot, einem Lancia oder Minerva.
Lancia |
Studebakers wie der in Malaga ausgestellte mit seiner majestätischen Kühlerfigur wurden seit den 30ern in Kriminalfilmen gerne von den Chicagoer Gangsterbossen gesteuert und profitierten dementsprechend vom Image der verwegenen Charaktere. Auch Anhänger des Art-Deco-Stils kommen in Malaga voll auf ihre Kosten: Die Designer von Bugatti, Lancia oder Packard oder Delage, Talbot oder BMW brachten Cabriolets von höchst eleganter Formgebung hervor, deren zeitlose Schönheit auch heute noch begeistert.
Peugeot Eclipse |
Ein ganz besonderes Fundstück der Kollektion ist ein Peugeot Eclipse von 1937, für den eigens ein zweistufiges System aus Holzrahmen zur Öffnung des Verdecks konstruiert wurde, und zwar von einem präzisionsversessenen Zahnarzt. Dagegen steht ein roter Fiat 500 Topolino mit seinen klassischen Rundungen für die Anstrengung der Autobauer, einen massentauglichen „Volkswagen“ zu bauen: Zu Recht trug das Fuldamobil aus Deutschland den Beinamen „Das Ei“. Mit seiner runden Form und dem winzigen Guckfestern im Heck spiegelt es den Hang des Designs der 50er und 60er Jahre wieder, runde Formen zu feiern.
Citroen Tiboron |
Ebenfalls in Gelb, der Lieblingsfarbe zahlreicher Kreativer zu dieser Zeit, jedoch in bestechend schlichter Form glänzt ein Citroen von 1963, in dem bereits das legendäre Hebel-System verwirklicht ist. Der wenig schmeichelhafte Name des Modells Toad Mouth erinnert tatsächlich an ein geöffnetes Krötenmaul – das Automobildesigner aufs Schönste umgeformt haben.
Nicht weniger atemberaubend ist das zeitlose Design des Porsche Speedster von 1955, der sich insbesondere in den USA gut verkauft hatte.
Das Aston-Martin-Modell DB4 „Gentleman“ war eine Sensation auf der Londoner Motorshow. Sein Italo-Design von Touring Mailand und die 3,7-Liter-Maschine von Tadek Marek machten den Sportwagen zum superschnellen eleganten Flitzer mit James-Bond-Appeal. Von 1958 bis 1963 wurden nur 1185 Exemplare des „Gentleman“ gebaut - und in Malaga ist eines davon zu bestaunen.
Aston Martin DB 4 |
Bei seiner Eröffnung im Jahr 2010 startete das Ausstellungshaus in Malaga mit 80 Oldtimern und einer Schau kunstvoller Vintage-Kopfbedeckungen unter dem Titel „From Balenciaga to Schiaparelli“ – Designernamen, die das Herz jedes Vintage-Mode-Fans höher schlagen lassen. Bis heute wurde die Kollektion auf rund hundert Wagen und zahlreiche Haute-Couture-Kleider von Chanel, Dior, Balmain, Yves Saint Laurent oder John Galliano erweitert, die Joao Magalhaes in Antiquariaten und auf Fashion-Auktionen zusammengetragen hat.
Dominiert wird die weitläufige, 6.000 Quadratmeter große Halle jedoch von den exzellent erhaltenen Oldtimern. Auch die einen oder anderen exzentrischen Spezialwünsche der Vorbesitzer sind zu bewundern: Polsterungen aus Straußenleder, eine Kühlerfigur von Lalique, Türgriffe aus Silber, Perlmutt-Armaturenbretter, Flower-Power-Bemalungen. Bereits der Vater von Joao Magalhaes legte den Grundstein zur formidablen Sammlung formschöner Automobile aus vergangenen Zeiten, und der Sohn erzählt gerne von den außergewöhnlichen Umständen, unter denen so manches Objekt der Begierde seinen Weg in die Familienkollektion fand.
Rolls Royce Flower Power |
Etwa vom Maserati, dessen Motor während der Lieferung auf einem Schiff vergessen worden war und nur mit viel Glück zu den Magalhaes gelangte. Oder vom Rolls Royce, den eine alte Dame ungerührt gegen einen Kühlschrank eintauschte.
Eine seiner besten Geschichten ist die vom Jackson, der in England mit einem Nest Schwarzer Witwen – den hochgiftigen Spinnen – ankam. Die Sicherheitsbehörden am Zoll waren ob dieser Entdeckung in höchste Alarmbereitschaft versetzt und ließen den Wagen unverzüglich ausräuchern, so dass das renovierungsbedürftige Gefährt schließlich ohne die blinden Passagiere beim Käufer eintraf.
Aufgespürt haben die Magelhaes ihre Schätze auf unterschiedlichsten Wegen, etwa in Anzeigen oder auf Auktionen. Auch mit Königspalästen oder Adelshäusern stand er in Verhandlung, wie der Inhaber in seinem Katalog berichtet, andere Autos wiederum fand er auf kleinen Hühnerfarmen oder in einer Behausung in der Wüste Arizonas.
Überhaupt befanden sich viele der Ausstellungsstücke, die heute glänzend und fahrbereit in der Ausstellungshalle stehen, bei ihrem Erwerb irgendwo auf der Welt in einem kümmerlichen Zustand, so dass man dem Sammler die Kulturleistung zugestehen kann, zahlreiche Klassiker des Automobildesigns vor dem sicheren Verfall gerettet zu haben. Bei der Erinnerung an den Lancia Astura wird der Sohn fast emotional: „Er wurde sozusagen nackt gefunden, nur mit Motor und Chassis. Der übrige Corpus lag wie ein Skelett in einem Feld in der Nähe.“
Und weil der leidenschaftliche Sammler die Oldtimer oft nur nach Augenschein auf Fotos aus dem Ausland orderte, kamen sie bisweilen in weniger gutem Zustand an als erwartet. Mal fehlten die Türen, mal die Scheinwerfer, mal die Kotflügel, andere Automobile erwiesen sich als total verrostet unter Schichten von Lack. Solche Oldtimer bekam Magalhaes oft für einen Schnäppchenpreis und musste dafür im Gegenzug viel Aufwand und Geld in die Restaurierung investieren.
Heute, im Hier und Jetzt des dritten Jahrtausends, wirkt die eigenwillige Museumsinszenierung all seiner Schätze den Eindruck, als würden die glamourös gekleideten Frauenfiguren, kopflos wie sie sind, im nächsten Moment in ihre Luxusschlitten steigen, den Motor anlassen und zurück in eine bessere Zukunft fahren. Oder zumindest in eine besser designte.
Museo Automovilistico Malaga, Edificio Tabacalera, Avenida Sor Teresa Prat 15, www.museoautomovilmalaga.com, Telefon 0034-(0)95-1137001
Unterkunft in Malaga
Will man sich ganz auf das Städtchen Malaga mit seinen zahlreichen Kulturangeboten wie dem Picasso-Museum, der Dependance des Pariser Centre Pompidou oder dem Glasmuseum konzentrieren, ist das schicke und günstige Vier-Sterne-Designhotel Barcélo Málaga mitten in der Stadt eine gute Empfehlung.
Von dort aus erreicht man die meisten Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß. Eine Übernachtung im Doppelzimmer inklusive Frühstück kann bei Thomas Cook ab 53 Euro pro Person gebucht werden, zum Beispiel am 8. Juli 2016.
Im Paket buchen – Angebot Oktober
Wer passend zu den luxuriösen Ausstellungsobjekten des Automobilmuseums an der Costa del Sol residieren will, steigt ein Stück weiter im ruhig gelegenen Fünf-Sterne-Haus Kempinski Hotel Bahia in Estepona-Marbella ab – so lassen sich Tiefenentspannung am Strand und mediterranes Ambiente stilvoll mit Kulturgenuss kombinieren.
Im Paket von Thomas Cook enthalten sind beispielsweise sieben Übernachtungen im Doppelzimmer samt Frühstück, Flug und 1.Klasse-Zug zum Flug ab 886 Euro pro Person, etwa am 28.10.2016 mit Flug ab und nach München.
Die Thomas Cook Selection-Angebote sind buchbar in allen Reisebüros mit Thomas Cook-Agentur unter www.thomascook.de sowie bei angebundenen Internet-Portalen und beim Selection Service-Center unter 06171 / 65 65 240 oder per E-Mail unter selection@thomascook-reisen.de.
Klassiker zum Mieten
Eine stilechte Möglichkeit für Ausflüge ins pittoreske Hinterland und fürs Cruisen an der Costa del Sol entlang zum Oldtimer-Museum: Man mietet einen amerikanischen Klassiker beim Verleiher Coast Classics samt Chauffeur.
www.coast-classics.com/de/verkaufvermietung/vermietung
Text: Marion Vorbeck